Die tschechischen Wanderwege sind mit die besten die ich weltweit kenne. Da ich sehr oft in Nordböhmen unterwegs bin, kann ich das nur bestätigen. Es kommt der Aspekt hinzu, dass in Tschechien auch Sonntags viele kleine und größere Geschäfte geöffnet haben, und auch der ÖPNV am Wochenende sehr dicht getaktet fährt. Das macht Touren erst richtig perfekt, da man sich für wenig Geld versorgen kann, und man mit Bus und Bahn flexibel ist. Nun aber zu der Tour: wir sind idealerweise bis ins tschechische Cheb gefahren, und haben dort das Auto abgestellt. Man kann ab hier mit einem dichten Takt hier in sehr guten per Zug bis ins 45 Minuten entfernte Karlovy Vary fahren (ca 2,50 Euro pro Person).
Vom Zielbahnhof geht es dann direkt zu Fuß (oder per Bus) runter in die Altstadt, die auch UNESCO-Weltkulturerbe ist. Karlovy Vary ist weltweit für seine Thermalquellen und Heilbrunnen bekannt. Direkt nach dem überqueren der Brücke über die Ohře kommt man zu einer umgebauten alten Markthalle, wo heute ein Albert-Supermarkt beheimatet ist (täglich geöffnet MO-SO 8-21 Uhr). Hier findet man auch den zentralen Busparkplatz. Über die große Fußgängerzone geht es dann weiter in den historischen Kurkern der Stadt, der 1370 durch Karl IV. seinen Namen erhielt, und Königsstadt wurde. Karlovy Vary hat extrem viel zu bieten, das kann man hier nicht aufzählen, ich werde es aber später in einer eigenen Abhandlung nachholen. Der Weg führt weiter durch den Smetana- Park, und an den typischen Kolonnaden vorbei. Da die Stadt in den letzten beiden Jahrzehnten sehr viel von der reichen russischen Ober- und Mittelschicht profitiert hat (und man munkelt das extrem viele Gebäuden diesen auch gehören), ist es auch nicht unübersehbar, das etliche Luxusmarken hier vertreten sind. Alskleinen Tipp gebe ich aber gerne den Besuch der unterirdischen Quellen- und Katakomben euch mit auf den Weg, die man von Mai-Oktober in geführten Touren besichtigen kann (im Besucherzentrum Sprudelkollonade, unübersehbar als Beton- und Glasklotz). Der Weg führt nun weiter in den hinteren Teil der im Tal der Tepla liegenden Altstadt, hinauf zum Diana-Turm. Man muß hier nur der Beschilderung zur “Lanova Draha Diana” folgen. Diese ist eine Standseilbahn, die einen sehr günstig auf den Berg bringt. Wer es lieber wie der olle Goethe halten will, kann auch linkerhand an der Talstation dem blauen Weg folgen (das ist auch der E3 “Europäischer Fernwanderweg”), und dem Serpentinenweg zur Bergstation in ca 20 Minuten laufen. Vom Dianaturm (kostenlos) hat man einen fantastischen Rundumblick auf das Erzgebirge, das Egerbecken, und weiter südlich ins Landesinnere. Auf dem Berg ist auch eine leckere Imbiß- und Gastwirtschaft, ein Schmetterlingshaus, und ein kleines kostenfreies Tiergehege. Wer Glück hat, der sieht die beiden Pfauenvögel. Bis nach Loket geht es nun nur auf dem blau ausgeschilderten Weg “E3 Europäischer Fernwanderweg”weiter, diesen folgt man einfach immer Richtung Loket. Man läuft hier ca 5 km auf dem Kamm entlang. Nach 2 km findet man eine ukrainische Stabkirche, und es startet ein Naturlehrpfad, der auch in Deutsch ausgeschildert ist, und für Linder/Schulkinder sehr zu empfehlen ist. Es geht nun ins kleine Örtchen Doubi, wo man mit einer kleinen Spitzkehre auf dem E3 weiter Richtung Westen ins wunderschöne Tal der Ohre abbiegt. Dieser Weg wird am Wochenende bis zur 3 km entfernten Gastwirtschaft und den Svatošské skály (Felsformation) gerne von den Einheimischen zur Erholung, Inlinern, Radfahren, Joggen usw gerne genutzt. hier gibt es eine Gaststätte mit Panoramaterrasse, einer Selbstbedienungstheke, und einer herrlichen Aussicht bei einem kühlen tschechischen Bier. Die Preise sind OK, und man kann vor allem mit Karte zahlen. Das Abenteuer geht nun weiter, über die Holzhängebrücke überquert man nun den Fluß Ohre und setzt seinen Weg auf einem guten breiten Wanderweg direkt am Fluß fort. Nach 6 km Natur Pur erreicht man nun das Ziel: die Stadt Loket mit seiner markanten Burg, die hoch oben auf einem Felsen um die bekannte 360-Grad-Flußschleife thront. Ich gefühlt fast bei jedem Tschechienbesuch in dieser meiner Meinung nach wunderschönsten Kleinstadt der Welt. Hier gibt es neben der Burg eine Vielzahl an Entdeckungen zb das Amphieteahter, der schwarze Turm, der historische Marktplatz, das alte Wasserkraftwerk, die beiden Familienbrauereien, der teils begehbare alte Mauerring, die Holzhängebrücke, und und und. Macht euch selbst ein Bild, und übernachtet am besten in de Stadt, da hier vor allem in der Dunkelheit diese noch mehr Magie und Romantik ausstrahlt. Es gibt hier neben dem Hostel Loket auch noch viele günstige Übernachtungsmöglichkeiten. Ich bin immer gerne in der Felsenpension “Penzion Ve Skále” da man hier für günstige Preise direkt immer eine Ausblick auf die Burg hat (inkl einer kostenlosen Küche zur Nutzung). Auch hier sei wieder gesagt, das man sich in den kleinen Vecerkas / Potravinys täglich (auch Sonntags) von 8-20 Uhr mit Lebensmitteln eindecken kann. Mit einem ordentlichen tschechischen Frühstück kann man vom Bahnhof Loket mit dem Zug (Schienenbus) zurück nach KArlovy Vary, oder auch bis Cheb fahren. Wer den Tag noch hierbleiben möchte, dem sei eine Besichtigung der Burg, und davor eine Wanderung weiter auf dem E3 bis Dvory (beginnt direkt an der südlichen Holzhängebrücke am Fluß, grüne Markierung), und von dort den gelben Weg bis nach Sokolov oder den Waldweg zurück nach Loket laufen. Hier hat man die Möglichkeit, die Wasserkaskaden von Loket zu entdecken. Diese beginnen gleich ca 500 Meter nach dem Start auf dem E3.
Über den Autor