Insel Usedom

Insel Usedom

man kennt die Insel als Geheimtipp, Zinnowitz, Ahlbeck und Heringsdorf sind fast jedem geläufig. Oder man fährt hier durch um an der Küste schnell nach Polen zu kommen. Aber habt ihr diese Insel auch mal in ihrer ganzen Länge durchwandert? Wir schon …

Dank des 9-Euro-Tickets und einer guten Routenplanung konnten wir mit den Regionalzügen ab abends 20 Uhr in Gera starten, und mit Umstiegen in Leipzig, Magdeburg, Berlin und Züssow waren wir gut erholt und pünktlich 7:30 Uhr in Wolgast. Unser Plan war die komplette Durchwanderung der Insel, und natürlich nicht nur an der Küstenseite, sondern wir wollten auch die vielen kleinen Orte mitnehmen welche es zu entdecken galt.

Da wir gut erholt in den Tag gestartet sind, war die Kleinstadt Wolgast der erste Startpunkt. Nach einem guten Kaffee in der Bäckerei Jung am Markt ging es dann auf Mischwegen (mal Straße, mal Wanderweg, mal Feldweg) Richtung Freest. Der kleine Ort mit seinem wichtigen Fischereihafen an der Peenemündung ist ein kleiner Knotenpunkt. Von hier gehen Fähren nach Peenemünde, aber auch Ausflugsschiffe auf die Ostsee zb auf die Insel Oy oder direkt an die Ostseebäder. Der am Ortsende liegende Zeltplatz “Ostseecamping Peenemündung” war der erste Stopp mit dem Zelt. Idyllisch und familiär gelegen unter vielen Bäumen kann man hier angenehm schlafen. Nur 10 Gehminuten entfernt ist der kleine aber schöne Strand von Freest, wo man fast 100 Meter weit ins Wasser laufen kann, für Kinder und Familien ideal.

Am nächsten Tag hat uns die kleine günstige Fähre für jeweils 5 Euro je Person eine kleine Peenemündung- Rundfahrt beschert, da diese von Freest erst über Kröslin fährt, um dann auf der gegenüberliegenden Seite in Peenemünde anzulegen. Peenemünde war und ist bekannt für die Entwicklung der Raketen V2 und Rüstungstechnik, welche hier im Nationalsozialismus auf ein neues Maß gehoben wurde. Der ganze Bereich ab Peenemünde Richtung Zinnowitz war ein einziges Test- und Militärgebiet, von dem am heutigen Radweg an der Bahnstrecke noch viele Schautafeln berichten, und sogar eine App existiert. In Peenemünde kann man das russische U-Boot, sowie ein größeres Schiff und das Museum über die Geschichte der dortigen Rüstungsindustrie besuchen.

Der Weg ging von hier weiter parallel an der Bahnstrecke Richtung Zinnowitz. Der nächste Stopp auf dem Campingplatz “Ostseeblick” in Trassenheide hat uns die erste echte Nacht direkt an der Ostsee verschafft.

Gut gelaunt, die Powerbank aufgeladen, ging es dann über den sehr bekannten Ort Zinnowitz südlich Richtung Achterwasser. Hier läuft man schon sehr ländlich links und rechts des Achterwassers, und es erstrecken sich auch die ersten Hügelchen, die maximal auf eine Höhe von 56 Meter anwachsen. Kurz vor der herrlichen Südspitze liegt der naturnahe Zeltplatz “Naturcamping Lütow”, der direkt vom Achterwasser mit Badestrand bis auf das Hügelchen mit seiner kleinen Gaststätte und den vielen Hütten eine sehr ruhige schöne Lage mitten im Wald bietet. Für Lauffaule sei erwähnt, das man hier auch im Stundentakt mit dem Bus bis zum Platz fahren kann, und die Linie rückwärts bis Zinnowitz verkehrt (um zb einzukaufen).

Manchmal passiert es, das man sich eine Blase erläuft, und daher durfte uns der Bus den nächsten Tag bis Zinnowitz fahren, um von hier küstennah oder direkt am Strand bis nach Stagnieß in der Nähe von Ückeritz zu laufen. An der Steilküste entlang passiert man in Höhe Koserow einen Punkt, wo es heißt das hier ein Schatz (Vieneta-Sage) unter den Klippen vergraben liegt, auch die Sage um eine Hexe wird hier erwähnt. Die Passage bis hier war auch der weiteste Wandertag, da diese mit ca 26 km zu Buche geschlagen hat. Auf dem Weg dahin hatten wir an der leckeren und sehr günstige Fischräucherei “Udos Fischräucherei” in Koserow Station gemacht, und es war einfach himmlich diese Meeresfrüchte frisch vor Ort in dem kleinen Imbiß zu genießen. Unser Ziel, der Zeltplatz “Naturcamping Hafen Stagnieß” war wunderschön. Hier kann man gleich direkt neben der kleinen Hafenbucht gut übernachten, hat aber auch durch die direkte Busanbindung Richtung der Küstenorte immer eine schöne Möglichkeit, sich zb die Stadt Ückeritz mit seiner herrlichen Strandpromenade anzuschauen, oder um schlichtweg seine Vorräte aufzufüllen. Das Strandareal ist im Gegensatz zu den anderen Orten mit kleinen aus Holz aufgebauten kleinen Häuschen und einer Piazza angelegt, direkt neben der Konzertbühne.

Irgendwann muß es ja weiter gehen, keine Übernachtung später führte uns der Weg über Felder in das laut Beschreibung “sehr schöne Wasserschloß” Mellentin. Da dieser Stopp nicht so unbedingt geplant war, haben wir daher den Bus bis dahin genommen, um zeitlich genug Strecke zu machen. Was soll ich sagen, man kann dieses getrost als “naja nicht unbedingt sehenswert” markieren. Es ist mehr eine Gastwirtschaft ab 12 Uhr, als ein Objekt was man besichtigen kann. Auch das Umfeld war eher ungepflegt, lediglich die Kirche im Ort sehenswert. Um nicht von den Touristen erschlagen zu werden, ging der Weg schnurstracks nach Korswandt, wo wir spontan 2 Nächte geblieben sind. Warum? Der Zeltplatz ist herrlich, er ist eine Mischung aus DDR- Nostalgie und Moderne. Die quirligen Zeltplatzinhaber haben hier die nostalgischen bekannten Sachen erhalten, und hier und da moderne Elemente wie Stromanschlüsse, Ferienbungalows, Ferienwohnungen, usw hinzugebaut oder ausgebaut. Der Charme ist aber geblieben, und wir auch! Nachdem wir schnell mit den Besitzern ins Gespräch kamen, und herrlich gelacht haben, wollten wir nicht mehr weg. Der Imbiß bietet tagsüber bis spät Abends leckere kleine Gerichte, und früh morgens erhält man Brötchen, oder kann sogar dort frühstücken. Keine 15 Laufminuten entfernt ist der wunderschöne Wolgastsee, der direkt im Ort angrenzt, und einen sehr perfekten Badestrand hat. Diesen See kann man auch umlaufen, an dem Ostende ist man auch schon direkt mit einem Bein in Polen, oder generell leider auch damit beschäftigt, die kleinen Stechbiester von sich fernzuhalten.

Direkt vom Zeltplatz fahren 5 Minuten entfernt im guten Takt Busse nach Usedom Stadt, aber auch in die Küstenstädte wie Ahlbeck und Heringsdorf. Mit diesen Bussen ist man schnell an der Ostsee, um am Strand von Ahlbeck bis nach Bansin zu laufen. Bansin ist mehr als empfehlenswert, da es von der Stadt her klein und niedlich ist, und die Imbißstände am günstigsten sind. Auch Heringsdorf hat seinen Charme, da man hier in kleinen Lädchen gut mal etwas einkaufen kann. 

Schweren Mutes ging die letzte Etappe nach diesem tollen Zeltplatz weiter über Kamminke, wo ein “toller Hafen” mit einem schönen Strand locken sollte. Diese beiden Sachen suchen wir bis heute noch, und auch ein öffentliches WC. Leider gab es hier nur ein sehr unsauberes Dixie- Klo, eine überteuerte Fischgaststätte, einen sehr unsauber gepflegten Boddenstrand, und vom Hafenflair war nicht annähernd etwas vorhanden. Bis auf die Windmühle am Berg gab es hier: NICHTS! Der einzige Lichtblick war das kleine Cafe. Nur gut das wir hier nicht übernachtet haben, da auch der Zeltplatz teils teurer als an der Küste war. Ein kleiner Pfad am Hafen hat uns dann schnell weiter über den Innendeich Richtung Polen und Swinemünde geführt, welches der Endpunkt unserer Reise mit einer Übernachtung in einer kleinen Pension war.

Swinemünde ist schon ein krasser Gegensatz zu den Orten welches wir in den Tagen zuvor besucht haben: ich habe es gerne das “Rimini Polens” getauft, da man hier auf einer langen Strandpromenade ganz viele Touris und Badegäste hat, große Hotelblöcke, und einen schier unendlich verlaufenden Strand. Die kleine Mühlenbake an der Hafenmole, welche eines der bekannten Wahrzeichen der Stadt ist, markierte den östlichsten Punkt der Reise. Swinemünde hat enorm viel zu bieten: neben dem kleinen Stadthafen, der gigantischen Hafenanlage, den mehreren kleinen Festungsanlagen, usw gibt es hier auch eine kleine süße Innenstadt, leckere Waffeln, und ein quirliges Stadtleben.

Mit dem Zug der Usedomer Bäderbahn ging es direkt von hier wieder mit dem 9-Euro-Ticket streßfrei mit nur 3 mal umsteigen ab früh 9:30 Uhr zurück nach Gera.

Die Wanderung mit über 135 km zu Fuß war ein voller Erfolg, auch dank des 9-Euro-Tickets womit wir bis zur Insel, und auf der Insel, ALLES an Bussen und Bahnen nutzen konnten, wie uns die Ziele begehrt haben.

[Strecke als GPS folgt noch]

Wie immer alle Fotos hier im Album:

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